Neue Erkenntnisse zur CAR-T-Zelltherapie bei Autoimmunerkrankungen
Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben neue Erkenntnisse zur CAR-T-Zelltherapie bei ANCA-Vaskulitis gewonnen. Hier beantworten sie Fragen zu ihren Forschungsergebnissen.
Welche wissenschaftliche Fragestellung liegt Ihrer Studie zugrunde?
Die ANCA-assoziierte Vaskulitis ist eine mitunter lebensbedrohliche Autoimmunerkrankung, die zu den rheumatischen Erkrankungen zählt. Bestimmte Autoantikörper, die „Anti-Neutrophilen cytoplasmatischen Antikörper“ (ANCA), verursachen eine Entzündungsreaktion in den kleinen Blutgefäßen, wodurch verschiedene Organe geschädigt werden.
Um die überschießende Aktivität des Immunsystems zu bremsen, kommt oft eine Kombination aus verschiedenen immunsupprimierenden Medikamenten zum Einsatz, die jedoch manchmal nicht die erhoffte Wirkung zeigen – wie auch im Fall eines von uns behandelten Patienten, dessen Zustand sich über die Jahre stark verschlechtert hatte. Wir haben deshalb überlegt, ob diesem Patienten eine neuartige Therapie, die sogenannte CAR-T-Zelltherapie, helfen könnte. Solche CAR-T-Zelltherapien wurden bereits in der Vergangenheit bei anderen rheumatischen Erkrankungen erfolgreich eingesetzt, jedoch noch nie bei Patient:innen, die an einer ANCA- assoziierten Vaskulitis erkrankt waren.
Wie sind Sie vorgegangen?
Ausgangspunkt unserer Überlegungen war die zentrale Rolle der B-Zellen bei der ANCA-assoziierten Vaskulitis. Sowohl die normalerweise eingesetzten Standardmedikamente als auch die von uns angedachte Anti-CD19-CAR-T-Zell-Therapie zielen darauf ab, fehlgeleitete B-Zellen, die die Erkrankung durch Produktion der ANCA Autoantikörper antreiben, zu zerstören. Im Gegensatz zur Standardtherapie kann eine einmalige Anti-CD19-CAR-T-Zell-Therapie jedoch ein breiteres Spektrum von abwegigen B-Zellen erkennen und eliminieren. Dadurch hat sie das Potenzial, das Immunsystem wieder ins ursprüngliche Gleichgewicht zu bringen.
Bei einer CAR-T-Zell-Therapie werden mit gentechnologischen Methoden körpereigene Abwehrzellen (T-Zellen) außerhalb des Körpers so verändert, dass sie nach Rückgabe die für die Erkrankung ursächlichen B-Zellen erkennen können und diese eliminieren. Diese neue Technologie, die in der Krebsmedizin bereits erfolgreich ist und auch bei einigen Autoimmunerkrankungen schon eingesetzt wurde, haben wir nun erstmals auch bei unserem Patienten mit ANCA-Vaskulitis eingesetzt.
Was haben Sie herausgefunden?
Als erstes Forschungsteam weltweit konnten wir zeigen, dass die Anti-CD19-CAR-T-Zell-Therapie eine vielversprechende Behandlungsoption für Patienten mit ANCA-assoziierter Vaskulitis darstellt, bei denen alle bisher angewandten Therapien nicht erfolgreich sind. Die Therapie führte nicht nur zu einem deutlichen Rückgang der ANCA-Autoantikörper und einer damit verbundenen erheblichen Verbesserung des Gesundheitszustands, sondern bewirkte auch eine vollständige Entfernung der fehlgeleiteten B-Zellen. Dabei erwies sie sich im lymphatischen Gewebe wie dem Knochenmark als wirksamer als die bisherige Standardtherapie, was langfristige Symptomfreiheit begünstigen könnte.
Welches Fazit können Sie ziehen?
Eine Anti-CD19-CAR-T-Zell-Therapie könnte eine wirksame Option für Patient:innen mit ANCA- assoziierter Vaskulitis sein, wenn andere Therapiemöglichkeiten keine ausreichende Wirkung zeigen. Diese neuartige Therapie kann B-Zellen vollständig entfernen und Autoantikörper reduzieren, was zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome führt.
Kontakt
- PD Dr. Dr. David Simon
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie | Charité – Universitätsmedizin Berlin